Woche junger Schauspieler: Fünf bemerkenswerte Inszenierungen im März

Das Theater Regensburg komt am 05. März mit der Uraufführung „Iphigenies Rache“ ins Bensheimer Parktheater. Foto: Tom Neumeier Leather

Am 7. März ist das Theater Bern zu Gast mit „Blutbuch“. Foto: Yoshiko Kusano

„Das schweigende Mädchen“ wird am 16. März aufgeführt. Foto: Paulo Jamil Sieweck

Mit „Zapfenstreich – Mother Europe“ kommt das Internationale Performancekollektiv BOYS IN SYNC am 22. März. Foto: Søren Meisner

„Einsame Menschen“ beschließen am 27. März die Aufführungen junger Schauspieler im Bensheimer Parktheater. Foto: Christian Schuller
BENSHEIM. - Vom 5. bis 27. März verspricht die 30. Woche junger Schauspieler ein bemerkenswertes Theaterprogramm, das den Stimmen des Schauspiel-Nachwuchses im Bensheimer Parktheater wieder eine Bühne bietet.
In fünf eindrucksvollen Produktionen aus Gießen, Bern, Regensburg und Salzburg sowie eines Internationalen Performancekollektivs setzt die nächste Generation von jungen Talenten und Regisseuren auf künstlerische Innovation und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den drängenden Fragen unserer Zeit, die sich mit Geschlechterrollen, Macht und gesellschaftlicher Verantwortung beschäftigen und unsere Sicht auf die Welt herausfordern.
Als Auftakt des Festivals stimmt die neue Jury – bestehend aus Johanna Wehner (Vorsitz), Amina Eisner, Bernd Isele und Katrin Spira – am 5. März ab 18.30 Uhr auf die Theater-Wochen ein und stellt die von ihr ausgewählten Gastspiele im Gespräch mit den Regisseuren und Dramaturgen dem Publikum vor.
Um 20 Uhr hebt sich der Vorhang für das Theater Regensburg mit der Uraufführung „Iphigenies Rache“. In einer Solo-Performance erzählt Lilly-Marie Vogler ein neues Kapitel der 2.400-jährigen Geschichte von Iphigenie und hinterfragt inmitten des antiken Mythos moderne patriarchale Strukturen.
Regisseur Nils Strunk schafft eine scharfsinnige, kraftvolle Inszenierung, die die antike Tragödie mit aktuellen gesellschaftlichen Themen verknüpft und einen neuen Blick auf die weibliche Perspektive eröffnet, die mit einer von Männern dominierten Welt abrechnet. Der Eintritt zur Auftaktveranstaltung ist frei.
Am 7. März ist um 19.30 Uhr das Theater Bern zu Gast im Parktheater. Lucia Kotikova befasst sich ebenfalls als Solistin in „Blutbuch“ mit einem vielschichtigen, radikalen und zugleich zärtlichen Text, der von weiblicher Genealogie, undefinierbaren Körpern und Verwandtschaft jenseits der Familie erzählt.
Der Roman „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon ergründet die Grenzen von Sprache und Geschlecht, während Kotikova in der Inszenierung von Sebastian Schug eine packende, körperliche Interpretation liefert.
In „Das schweigende Mädchen“ stellt Elfriede Jelinek am 16. März um 19.30 Uhr die Rechtsextremistin Beate Zschäpe und das Schweigen im NSU-Prozess in den Mittelpunkt.
In der Inszenierung wird das gesellschaftliche Schweigen über die Verbrechen des NSU und die verzerrte Wahrnehmung von Tätern und Opfern thematisiert.
Die Produktion der Universität Mozarteum Salzburg in der Regie von Simon Werdelis bietet eine tiefgründige Reflexion über die gesellschaftlichen und justiziellen Auseinandersetzungen mit rechtsextremer Gewalt.
In einer performativen Auseinandersetzung mit der deutschen Militärtradition des sogenannten „Zapfenstreich“ hinterfragt das Internationale Performancekollektiv BOYS IN SYNC Männlichkeit, Macht und Konformität. Der 300 Jahre alte Brauch befremdet manche mit den Bildern von Soldaten, die mit Fackeln durch die Nacht marschieren.
Eine Diskussion wird ausgelöst: Wie soll sich das (deutsche) Militär als Institution einer modernen Demokratie präsentieren? Mit einer Mischung aus Choreografie, Irritation und Intimität reflektiert das Ensemble aus mehreren europäischen Ländern am 22. März um 19.30 Uhr die Grenzen von Macht und Identität und fordert eine Neubewertung der gesellschaftlichen Symbolik.
Zum Abschluss der Theaterwochen ist um 19.30 Uhr das Stadttheater Gießen am 27. März mit einem Klassiker nach Gerhart Hauptmann zu Gast im Parktheater.
In „Einsame Menschen“ von Felicia Zeller lebt die Architektin Marie ihren Traum vom Eigenheim im Grünen, während ihr Mann in der Welt der Tiersoziologie verharrt. Als die digitale Nomadin Margarete einzieht, gerät das Paar ins Wanken.
Die Inszenierung von AnaĂŻs Durand-Mauptit nimmt das akademische Milieu und alte Rollenmuster ins Visier und entfaltet frei von Mitleid eine bitter-komische Reflexion ĂĽber die Privilegierten und ihre Weinerlichkeit.
Die Preisverleihungen
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 27. März wird auch 2025 wieder die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger des mit 3.000 Euro dotierten Günther-Rühle-Preises für herausragende schauspielerische Leistungen von der Jury bekanntgegeben.
Neben der Jury kann auch das Publikum nach jeder Vorstellung über das Gesehene abstimmen. Nach der letzten Vorstellung werden die Stimmen der Zuschauer ausgewertet – und das Stück, das die größte Zustimmung erhält, wird bekanntgegeben.
Im Rahmen des Schulprojektes „Theaterkritik“ wird zudem eine Jury aus Bensheimer Schülern ihr Votum für die beste Inszenierung abgeben und ihre Begründung für den Preis verlesen.
Einführungs- und Nachgespräche
Auch in diesem Jahr gibt es zur Vorbereitung und Vermittlung aller Inszenierungen jeweils um 19 Uhr mit Ausnahme am 5. März um 18.30 Uhr im Gertrud-Eysoldt-Foyer des Parktheaters Einführungsgespräche mit Vertretern der jeweiligen Produktion.
Dabei werden Fragen zur Stückentwicklung, zum Konzept, zur Inszenierung und Ausstattung erläutert. Im Anschluss an die Aufführungen kommen die Schauspieler zu Nachgesprächen ins Foyer und geben dem Publikum Auskunft über ihre Arbeit.
Tickets
Eintrittskarten sind in Bensheim erhältlich bei der Tourist Information (Hauptstraße 53, Telefon 06251/8696101), im Medienhaus des Bergsträßer Anzeigers (Rodensteinstraße 6, Telefon 06251/100816) und bei der Musikgarage (Bahnhofstraße 24, Telefon 06251/680352).
Überregional können Tickets bei allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet unter reservix.de erworben werden. Der Eintritt für die Aufführung „Iphigenies Rache“ am 5. März ist frei.
Weitere Informationen
Die Förderung der jungen Schauspielkunst und des Theaternachwuchses ist eine der wichtigsten Aufgaben der Akademie für Darstellende Künste. Mit der Woche junger Schauspieler, die seit 1996 in Bensheim stattfindet, kommt die Akademie dieser Mission auf besondere Weise nach.
Veranstalter ist der Eigenbetrieb Stadtkultur Bensheim gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Darstellenden KĂĽnste und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-ThĂĽringen.
Gefördert wird sie zudem von der Sparkasse Bensheim, der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Bergsträßer Anzeiger.
Weitere Informationen auf www.wojuschau.de.