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Im Rückblick: Brandts Kniefall vor 50 Jahren

BERGSTRASSE. - „Ohne der von Bundeskanzler Willy Brandt und seiner Regierung betriebenen Ostpolitik wäre mit großen Wahrscheinlichkeit die Wiedervereinigung Deutschlands 19 Jahre später nicht möglich geworden“, so Marius Schmidt.

Der Vorsitzende der Bergsträßer SPD blickt zurück auf den 50. Jahrestag von Willy Brandts Kniefall von Warschau am 7. Dezember 1970 am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos.

„Dieser Kniefall, eine Geste mit der Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs, ist einzigartig in der jüngeren Geschichte.“

Am Ehrenmal der Helden des Ghettos legte Brandt einen Kranz nieder. Nicht wie üblich stehend verharrte er nach dem Richten der Kranzschleife, sondern sank auf die Knie und verharrte so schweigend etwa eine halbe Minute.

Anlass für die Reise Willy Brandts nach Warschau war die Unterzeichnung des Warschauer Vertrags zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland.

Ein Journalist des Spiegel schrieb dazu eine Woche später: „Wenn dieser nicht religiöse, für das Verbrechen nicht mitverantwortliche, damals nicht dabeigewesene Mann nun dennoch auf eigenes Betreiben seinen Weg durchs ehemalige Warschauer Ghetto nimmt und dort niederkniet – dann kniet er da also nicht um seinetwillen.

Dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die es nötig haben, aber nicht da knien – weil sie es nicht wagen oder nicht können oder nicht wagen können.

Dann bekennt er sich zu einer Schuld, an der er selber nicht zu tragen hat, und bittet um eine Vergebung, derer er selber nicht bedarf. Dann kniet er da für Deutschland.“

Diese „Neue Ostpolitik“ von Egon Bahr, dem damaligen Bundesminister für besondere Aufgaben, war eine Verständigungspolitik mit der Erwartung des „Wandels durch Annäherung“. Durch weitere Ostverträge sollte der Kalte Krieg und damit der Status quo überwunden werden.

„Die friedliche Revolution in der DDR im Jahr 1989 setzte gewissermaßen den Schlusspunkt dieser langfristig so erfolgreichen Ostpolitik Willy Brandts“, so Marius Schmidt abschließend.