Eine chinesische Perspektive: Begegnung mit Kardinal Zen aus Hongkong
WIESBADEN. - Der Blick auf die globale Machtordnung hĂ€ngt stark von der Perspektive ab. Wieviel Ăbereinstimmung es zwischen EuropĂ€ern aus Hessen und einem Chinesen aus Hongkong geben kann, hat der Vorstand des hessischen Paneuropa-Landesverbands bei einer Begegnung mit dem emeritierten Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, jetzt erfahren.
Der Kardinal gilt als einer der herausragenden Verfechter der Religionsfreiheit im Reich der Mitte: Im Juni Ă€uĂerte sich sogar Papst Franziskus in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters ĂŒber Zens Wortmeldungen.
WĂ€hrend sein VorgĂ€nger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., auch in politischer Hinsicht ein EuropĂ€er ist, betrachtet Papst Franziskus den Dialog mit der kommunistischen FĂŒhrung in Peking aus lateinamerikanischer Perspektive.
DarĂŒber berichtete Kardinal Zen der Paneuropa-Delegation: âPapst Franziskus kommt aus SĂŒdamerika, wo er Kommunisten kennt, die von der MilitĂ€rdiktatur verfolgt wurden.â
Die Kommunisten hĂ€tten sich in diesen LĂ€ndern der Armen angenommen, die von den Regimen unterdrĂŒckt wurden. âAuch wenn sie nicht Kommunisten waren, wie Jesuiten, die MitbrĂŒder von Papst Bergoglio, wurden sie dennoch als solche bezeichnet.â
Daher glaube er, habe Franziskus einige Sympathien fĂŒr Kommunisten. Da er jedoch keine Erfahrungen in China gesammelt habe, wisse er offenbar nicht, dass die Kommunisten in China âechte Diktatorenâ seien.
âSie haben Hunderttausende von Menschen getötet und die Kirche hat viele MĂ€rtyrer bekommenâ, erinnerte er. Er selbst ist in Schanghai geboren, ging 1948 nach Hongkong ins Seminar. Im Jahr darauf entschieden die Kommunisten den chinesischen BĂŒrgerkrieg fĂŒr sich, wĂ€hrend sich die Kuomintang nach Taiwan zurĂŒckziehen musste.
So blieb Zen von seiner Familie in Rotchina getrennt, wo er jedoch vierzig Jahre spÀter, von 1089 bis 1996 in Seminaren unterrichten durfte.
âWĂ€hrend sie mich gut behandelt haben, konnte ich sehen, wie sie unsere Kirche in China behandelt haben, sogar die Bischöfe der offiziellen Kirche.â Das atheistische Regime habe ihnen keinen Respekt entgegen gebracht, sondern vielmehr wie Sklaven behandelt, was sich aktuell fortsetze.
Auch heute bestimme es die Bedingungen des Dialogs mit dem Vatikan, der sich aus Zens Sicht auf zu weit gehende ZugestÀndnisse einlasse, gerade im Hauptstreitpunkt, bei den Bischofsernennungen.
Noch immer gebe es sieben Bischöfe, die ohne Zustimmung von Rom geweiht worden sind. Drei davon seien exkommuniziert. Nun erwartet China, der Papst möge diese anerkennen. Selbst wenn sich reumĂŒtig an ihn wendeten, könnte der Papst sie nicht einfach in die Reihen aufnehmen.
Dazu mĂŒsste er weltweit gĂŒltige Prinzipien aufgeben, da zwei der drei Kirchenvertreter Frau und Kinder hĂ€tten. Dabei geht es nicht um das FĂŒr und Wieder dieses Lebensstils, sondern um die Autonomie einer Religionsgemeinschaft, die die neuen AnhĂ€nger der alten âOstpolitik" im Vatikan gefĂ€hrdeten.
Mit dem Einsatz fĂŒr Religionsfreiheit und der Gefahr von religionsfeindlichen Regimen haben die EuropĂ€er Erfahrungen: Vor diesem Hintergrund konnte die Paneuropa-Delegation Kardinal Zen in seinem Einsatz nur ermuntern.
Der WĂŒrdentrĂ€ger betonte abschlieĂend zudem das friedensstiftende Potential ĂŒberzeugter Christen wie die GrĂŒndervĂ€ter eines geeinten Europas Alcide De Gasperi und Robert Schuman.
âSie waren beide gute Katholiken", sagte der Kardinal mit Blick auf die laufenden Seligsprechungsverfahren. Religionsfeindliche Ideologen jedoch, darin stimmten die PaneuropĂ€er bei dem GesprĂ€ch mit dem Kardinal ĂŒberein, gefĂ€hrden den Frieden fortlaufend.