Mehrere Landkreise Ă€uĂern Ărger ĂŒber schlechte Finanzlage

Nehmen Stellung: Andreas Siebert (Landrat Landkreis Kassel), Winfried Becker (Landrat Schwalm-Eder-Kreis), Nicole Rathgeber (LandrĂ€tin Werra-MeiĂner-Kreis), JĂŒrgen van der Horst (Landrat Landkreis Waldeck-Frankenberg), Torsten Warnecke (Landrat Landkreis Hersfeld-Rotenburg), Thorsten Stolz (Landrat Main-Kinzig-Kreis), Frank Matiaske (Landrat Odenwaldkreis) und Thomas Will (Landrat Kreis GroĂ-Gerau, von links) am Rand der Demonstration in Wiesbaden. Foto: Pressedienst Werra-MeiĂner-Kreis
WIESBADEN / ODENWALDKREIS / ERBACH. - Auf die prekĂ€re Lage der kommunalen Haushalte haben am Donnerstag, 27. MĂ€rz, vor dem Landtag in Wiesbaden rund 100 LandrĂ€te sowie BĂŒrgermeister aus fĂŒnf nord- und drei sĂŒdhessischen Landkreisen hingewiesen.
An der Kundgebung nahmen auch der Landrat des Odenwaldkreises Frank Matiaske sowie der OdenwĂ€lder Kreistagsvorsitzende und VizeprĂ€sident des Hessischen Landkreistags, RĂŒdiger Holschuh, teil.
Die Demonstration hatte die LandrĂ€tin des Werra-MeiĂner-Kreises, Nicole Rathgeber, initiiert. Sie sprach dort stellvertretend fĂŒr die Landkreise und sagte: âWir sitzen alle in einem Boot. Und das Boot heiĂt Titanic.â
Vorangegangen war eine gemeinsame ErklĂ€rung der fĂŒnf nordhessischen Kreise, die im Januar unterzeichnet wurde. Darin heiĂt es: âEs ist fĂŒnf nach zwölf! Das Geld fehlt!â
Zuvor hatte es bereits einen eindringlichen Appell aller 21 hessischen Landkreise gegeben, der zum Jahresende 2024 in die âWiesbadener ErklĂ€rungâ mĂŒndete.
Landrat Matiaske dankte Rathgeber fĂŒr ihr Engagement: âMit dieser Kundgebung gehen wir zugegebenermaĂen einen etwas ungewöhnlichen Wegâ, Ă€uĂerte er nach der Demonstration.
âAber so kann es mit der Finanzausstattung von Landkreisen sowie StĂ€dten und Gemeinden nicht weitergehen. Wir mĂŒssen deutliche Zeichen setzen.â Es könne nicht sein, dass Bund und Land den Landkreisen immer mehr Aufgaben aufbĂŒrdeten, ohne dafĂŒr einen finanziellen Ausgleich zu schaffen.
Holschuh wertete die Demonstration als âstarkes Signal fĂŒr die SolidaritĂ€t unter den hessischen Landkreisenâ. Die Kreistage stĂŒnden vor der immer schwierigeren Aufgabe, ordentlich aufgestellte Haushalte verabschieden zu können.
âWas nicht an den jeweiligen Kreisverwaltungen liegt, sondern an den von Bund und Land gesetzten Rahmenbedingungen.â Von einer echten Gestaltungsmöglichkeit der Kreistage könne schon lĂ€nger keine Rede mehr sein. âUnd das spitzt sich gerade immer weiter zu.â
Aus Nordhessen waren auĂer dem Werra-MeiĂner-Kreis die Landkreise Kassel, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Hersfeld-Rotenburg mit ihren LandrĂ€ten vertreten.
Aus SĂŒdhessen haben an der Aktion auĂer dem Odenwaldkreis auch der Landkreis GroĂ-Gerau mit Landrat Thomas Will und der Main-Kinzig-Kreis mit Landrat Thorsten Stolz teilgenommen.
Gekommen waren zudem etliche BĂŒrgermeister aus Nord- und SĂŒdhessen, auch der Rathauschef aus FrĂ€nkisch-Crumbach, Matthias Horlacher. Er sagte stellvertretend fĂŒr die OdenwĂ€lder BĂŒrgermeister: âWir erleben tĂ€glich die wachsenden Herausforderungen vor Ort und sehen mit Besorgnis, wie unsere StĂ€dte und Gemeinden an ihre Grenzen stoĂen.
Die chronische Unterfinanzierung gefĂ€hrdet nicht nur unsere HandlungsfĂ€higkeit, sondern auch die Daseinsvorsorge der BĂŒrger. Ob Kinderbetreuung, Ăffentlicher Nahverkehr, Feuerwehr oder soziale Angebote â all das hĂ€ngt von einer soliden finanziellen Basis ab.â
Ohne eine nachhaltige Finanzierung werde es zunehmend schwieriger, diesen Aufgaben gerecht zu werden. âEs ist höchste Zeit fĂŒr eine verlĂ€ssliche UnterstĂŒtzung unserer Kommunen.â
Landrat Matiaske hatte die Ă€uĂerst schwierige Finanzlage des Odenwaldkreises bereits Mitte MĂ€rz bei der Einbringung des Haushalts im Kreistag deutlich gemacht. Haupttreiber seien die Kosten fĂŒr Soziale Sicherung, Jugendhilfe, Landesaufgaben und Ăffentlicher Personennahverkehr.
Wie er im Kreistag sagte, hofft er darauf, âdass die katastrophale finanzielle Situation nahezu aller Kreise dazu fĂŒhrt, dass Finanzvorschriften in Hessen endlich angepasst werdenâ und zum anderen auf Verbesserungen in den Kommunen durch die von der neuen Regierungskoalition von CDU und SPD geplanten Investitionen.