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Fehlende Unterführung am Bahnhof Reinheim

Die für Reinheim typische Gleiswanderung am Bahnhof. Foto: Mitja Stachowiak

Klimaliste fordert eine Fußgängerunterführung am Bahnhof Reinheim

REINHEIM. - Es ist gerade der (mindestens) dritte Tag in Folge, an dem Fahrgäste nach Frankfurt am Bahnhof Reinheim per Anzeige und Durchsage zu Gleis 2 geschickt wurden. Der Zug kam dann wie immer aber planmäßig auf Gleis 1.

Wenn der Zug in den Bahnhof fährt, ist die Schranke bereits seit 2 Minuten geschlossen. Dann startet die für Reinheim typische Gleiswanderung. Die Lockführer der VIAS sind das inzwischen gewohnt und achten auf Gleisquerende.

Das Risiko ist wohl überschaubar, aber die Situation führt regelmäßig zu lästigen Auseinandersetzungen mit dem Personal und die Fahrgäste riskieren eine Anzeige wegen Störung des Bahnbetriebs.

Morgens sind zum Teil auch Schulkinder darauf angewiesen, über die Gleise zu laufen, um den Zug zur Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Ober-Ramstadt zu bekommen. Der Bahnübergang als einziger (legaler) Weg schließt mehr als 2 Minuten, bevor der Zug kommt.

Treffen sich zwei Züge, kann der Übergang für mehr als 4 Minuten geschlossen bleiben. Wer 4 Minuten vor Abfahrt also mehr als pünktlich am Bahnhof ist und dann nicht über die Gleise läuft, kann also trotzdem den Zug verpassen. Darauf, dass die Schranke nochmals auf geht, bevor der Zug abfährt, kann man sich nicht verlassen.

Gerade wenn Züge aus beiden Richtungen kommen und die Menschen, weil es verboten ist, unkoordiniert über die Gleise huschen, kann es auch mal gefährlich werden.

Und für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist das Wechseln sowieso nicht zumutbar, teils auch dann nicht, wenn der recht weit entferne Bahnübergang nochmal kurz öffnet

Ein niveaugleicher, unbeschrankter Bahnsteigübergang so wie am Nachbarbahnhof in Ober-Ramstadt wäre in Reinheim unzulässig, da hier beide Gleise gequert würden und das eben ein Übergang und kein Bahnsteigzugang wäre.

Als Lösung bleibt also nur eine Brücke oder Unterführung. Mitglieder der Klimaliste in Reinheim fordern das schon seit 2015. Bis 2021 wurden in zwei Aktionen die beiden Gleise im Bahnhof Grundsaniert und dafür zeitweise komplett ausgebaut.

Bei dieser Gelegenheit hätte man eine Unterführung kostengünstig in offener Bauweise einbauen können. Diese Gelegenheit wurde natürlich nicht ergriffen.

Stattdessen lies der Magistrat der Stadt Reinheim 2017 einen Zaun zwischen Bushaltestelle und Bahnhof errichten. Menschen, die zwischen Bus und Zug umsteigen, können jetzt nicht mehr über den Grünstreifen gehen (was natürlich völlig legal war) sondern müssen einen unnötigen Umweg von bis zu 100m nehmen.

Dass Menschen über einen öffentlichen Grünstreifen laufen und ein bisschen Rasen platt trampeln findet man in Reinheim also so schlimm, dass man dafür 7.000 Euro ausgeben musste, um den Umstieg zwischen Bus und Zug zu erschweren aber Schulkinder, die über die Gleise laufen (müssen), sind egal.

"Auch den Zaun haben wir damals kritisiert. Statt aber für 1.000 Euro ein paar Gehwegplatten zu verlegen und einen echten Bahnsteigzugang an der richtigen Stelle zu bauen, versuchte der Magistrat sein desaströses Vorgehen zu vertuschen und drohte ehrenamtlichen Politikern, die diese Info aus dem „öffentlichen Teil“ des Magistratsprotokolls geteilt hatten, mit einer Anzeige wegen Geheimnisverrats" heißt es in der Pressinfo der Klimaliste.

"Inzwischen haben wir fachkundige Handwerker und ein paar Freiwillige zusammen getrommelt, die bereit waren, den etwa 14m langen Fußweg auf eigene Kosten anzulegen.

Die Bahn genehmigte jedoch keinen weiteren Bahnsteigzugang. Begründung: 3 Bahnsteigzugänge seien ausreichend. Ausreichend bedeutet Note 4, die Erreichbarkeit von Gleis 2 ist wohl eher eine glatte 6.

Das Beispiel Fußweg zeigt aber eindrücklich, dass es hier nicht am Geld fehlt. Die Zuständigen handeln aus reiner Faulheit nicht. Solange es keine Vorschrift gibt, die sie zum Handeln zwingt, werden sie auch in Zukunft wohl nichts unternehmen.

Es werden sich weiterhin Leute darüber empören, dass Fahrgäste über die Gleise laufen. Das wird aber nichts daran ändern, dass die Menschen über die Gleise laufen, solange bis es eine Brücke oder Unterführung gibt.

In den nächsten Jahren soll in Reinheim der obere Teil der Darmstädter Straße umgestaltet werden, bis einschließlich zum Bahnübergang. Vielleicht ist dies eine Gelegenheit, eine Lösung zu bauen. Wir bleiben dran."