Karin Hartmann (SPD) kritisiert mangelnde Pandemiestrategie des Kultusministers fĂŒr Schulen
BERGSTRASSE / WIESBADEN. - WĂ€hrend Gastronomiebetriebe vorĂŒbergehend schlieĂen mĂŒssen und VergnĂŒgungsveranstaltungen nicht erlaubt sind, bleiben Schulen und KindergĂ€rten weiter offen.
Die BergstrĂ€Ăer Landtagsabgeordnete Karin Hartmann (SPD) kritisiert, dass der Schulbetrieb trotz Lockdown aufrechterhalten werden soll, aber der Kultusminister unzulĂ€ngliche Vorgaben macht, wie der Schulbetrieb bestmöglich an das aktuelle Infektionsgeschehen angepasst werden soll.
âAuĂer warmen Worten, ein paar mĂŒden Euros und vielen ErklĂ€rungen, ĂŒberhaupt nicht zustĂ€ndig zu sein, kommt nichts rĂŒberâ, so Hartmann im RĂŒckblick auf die Sitzung den schulpolitischen Ausschuss, dessen Vorsitzende sie ist.
AuĂerdem moniert Hartmann die UntĂ€tigkeit der Landesregierung in Sachen FachkrĂ€ftemangel, Digitalausstattung und der Sanierung von SchulgebĂ€uden, was in der jetzigen Situation besonders zu Buche schlage.
Deswegen sei es nun umso notweniger, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung fĂŒr die Gesundheit und die EindĂ€mmung der Pandemie nachkĂ€me und nicht alles auf die SchultrĂ€ger abschiebe.
âIch vermisse ein entschlossenes Handeln, das fĂŒr die FortfĂŒhrung des PrĂ€senzunterrichts erforderlich wĂ€re. Dazu gehört die Beschleunigung des Ausbaus der digitalen Infrastruktur, die technische Ausstattung mit qualitativ hochwertigen LĂŒftungsgerĂ€ten sowie die Verkleinerung von Klassen durch Teilung oder Wechselunterricht, um den Mindestabstand von 1,5 Meter einhalten zu könnenâ, so Hartmann.
Statt klarer Ansagen und nachvollziehbaren MaĂnahmen lasse Kultusminister Lorz die Schulen weiter fĂŒhrungslos im Corona-Fluss schwimmen. Die Antworten auf den Berichtsantrag zum Unterricht unter Pandemiebedingungen im Herbst/Winter 2020 seien wieder einmal erhellend.
âDie Frage, wie viele KlassenrĂ€ume an hessischen Schulen derzeit mit W-Lan ausgestattet sind, kann der Schulminister nicht beantworten.
Unseren Vorschlag, die Ausbreitung der Pandemie prĂ€ventiv durch eine bessere Einhaltung von Abstandregeln, kleinere Klassen und einen strukturierten Wechsel aus PrĂ€senz- und Distanzunterricht zu verhindern, wurden erneut abgeschmettertâ, kritisiert Hartmann.
Die Landtagsabgeordnete bedauert zudem, dass CDU und GrĂŒne es ablehnen, in diesem Schuljahr auf die Zusammenlegung von Schulklassen zu verzichten.
âSchĂŒlerinnen und SchĂŒler sind emotional in diesem Jahr besonders gefordert. Jetzt Klassen zusammenzulegen und damit die Lerngruppen komplett neu zu mischen und die Klassenhöchstgrenzen auszureizen, halten wir unter den aktuellen Bedingungen fĂŒr grundfalschâ, erklĂ€rt Hartmann.
DarĂŒber hinaus unterstĂŒtzt Hartmann die Forderungen, die der Landesschulsprecher, der Landeselternbeirat sowie die GEW in einem offenen Brief an den Kultusminister gestellt haben. Diese sind:
- Das Robert-Koch-Institut fordert ab einer Inzidenz von 50 nicht nur die Maskenpflicht im Unterricht, sondern auch âdie Verkleinerung der Klassen durch Teilung oder Wechselunterricht, so dass der Mindestabstand von 1,5 m eingehalten werden kannâ.
- Das Hessische Kultusministerium trĂ€gt die Verantwortung fĂŒr den vorgelegten Stufenplan und darf diese nicht auf die kommunalen Behörden und EntscheidungstrĂ€ger abwĂ€lzen. Um flĂ€chendeckende SchulschlieĂungen zu verhindern, mĂŒssen die Schulen zum Wechselmodell zwischen PrĂ€senzunterricht und Distanzunterricht ĂŒbergehen. HierfĂŒr haben die Schulen bereits im FrĂŒhjahr praktikable Konzepte entwickelt, die weiter ausgebaut werden sollen. Die Inhalte des Lernens mĂŒssen an diese besondere Situation angepasst werden.
- Die Schulen brauchen dringend mehr Personal. Es mĂŒssen weitere TV-H-KrĂ€fte eingestellt werden. HierfĂŒr sind die Mittel in Höhe von 150 Millionen Euro aus dem Corona-Sondervermögen zu verwenden.
- Die technische Ausstattung mit qualitativ hochwertigen LĂŒftungsgerĂ€ten muss jetzt erfolgen. Die zugesagten 10 Millionen Euro der Landesregierung sind ein erster Schritt. Sie mĂŒssen schnell an die SchultrĂ€ger gegeben werden, damit die Schulen die LĂŒftungsgerĂ€te erhalten.
- Der Ausbau der digitalen Infrastruktur muss erheblich beschleunigt werden. Die digitalen EndgerĂ€te fĂŒr SchĂŒlerinnen, SchĂŒler und LehrkrĂ€fte mĂŒssen beschafft und jetzt ausgegeben werden.