Protokolle von 2010 zeigen weitgehenden Konsens zur Befürwortung
Position des DADINA-Fahrgastbeirats zum Planfeststellungsverfahren ÖPNV-Anbindung Ludwigshöhviertel (LHV)SÜDHESSEN. - Der DADINA-Fahrgastbeirat (FBR) hat in seiner Sitzung am 11. Oktober einstimmig seine seit mehr als 10 Jahren positive Beschlusslage zu Gunsten einer Straßenbahnanbindung des Darmstädter Ludwigshöhviertels (LHV) über die Cooperstraße bekräftigt.
Die damit einhergehende Stärkung des innerstädtischen Straßenbahn-Schienennetzes unterstützt im Hinblick auf Klimaschutz und Lebensqualität durch neue ÖPNV-Angebote die notwendige Veränderung im Mobilitätsverhalten. Komfort und Umwelt dürfen kein Widerspruch sein, damit sich neue Fahrgastpotentiale erschließen.
Das Planfeststellungsverfahren zur Anbindung des LHV wurde durch eine zweitägige Anhörung im Juli vom Regierungspräsidium fortgesetzt. Dabei haben Bürgerinitiativen, Natur- und Waldschutzverbände Einwendungen erhoben, die vom Fahrgastbeirat nur marginal geteilt werden.
Positive Aspekte des Projekts wurden bislang öffentlich nicht dargestellt. Das Regierungspräsidium fordert, Alternativen zu den vorgelegten Planungen noch einmal zu prüfen, was mit Blick auf die Mobilität auch im Interesse der zukünftigen Bevölkerung des LHV, sowie der im Süden Darmstadts und an der Bergstraße ist.
Schon in der „Planungswerkstatt“ zum Konversionsgelände Cambrai-Fritsch und Lincoln fand von 2010 an eine umfangreiche Bürgerbeteiligung statt. Die damaligen Protokolle zeigen einen weitgehenden Konsens zur Befürwortung der Verlängerung und Durchbindung der Linienstrecke 3 auf die Heidelberger Straße.
Die seit Oktober 2020 installierte „Planungsbegleitrunde“ von Stadt Darmstadt und HEAG mobilo hat in vier Sitzungen unter Beteiligung der Öffentlichkeit und vieler eingebundener Institutionen diesen Plan ebenfalls untermauert. Einzelne Teilaspekte blieben aber zwiespältig.
Die dem Planfeststellungsantrag zugrunde liegende, von der Stadtverordnetenversammlung entschiedene Vorzugsvariante stellt für ÖPNV-Fahrgäste und Anwohner aus Sicht des Fahrgastbeirats leider nicht die optimale Lösung dar.
Konsens besteht darüber, dass die Verkehrsanbindung an den ÖPNV für das neue, autoarm konzipierte Wohnviertel Ludwigshöhe hergestellt und im Sinne des Klimaschutzes verbessert werden muss, dass der Verkehrsfluss und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer multimodal verhältnismäßig optimiert werden soll und die Natur so weit wie möglich geschützt und die Eingriffe auf ein Minimum reduziert werden müssen.
Diskussionen und Einwendungen zielen auf verkehrliche Aspekte, wie die Trassierung der Straßenbahngleise, die Lage der notwendigen Wendeschleife und der Haltestellenbereiche an der Cooperstraße sowie das Kreuzungsbauwerk Heidelberger-/Cooperstraße mit der Anlage von offenen, flächenintensiven Regenauffangbecken.
Der Fahrgastbeirat steht im Grundsatz hinter den guten Absichten in der Planung, möchte aber seine teils abweichende Position öffentlich deutlich machen:
1. Die Durchbindung der Streckenverlängerung der Linie 3 bis zur Heidelberger Straße und die dortige Schienen-Netzverknüpfung bereitet den Weg für ein flexibles, zuverlässiges und leistungsfähiges ÖPNV-Angebot und ist deshalb unverzichtbar notwendig.
2. Für einen effizienten Betrieb wird allerdings eine Wendeanlage mit einer Haltestelle, die aus allen Richtungen befahrbar ist, nördlich des Kreuzungsbereichs Cooperstraße und Heidelberger Straße präferiert.
Welche Überlegungen führen zu dieser Position?
Mögliche Direktverbindungen machen mehr Ziele umsteigefrei und schnell erreichbar. Im Umsteigen sehen viele Menschen einen Hinderungsgrund zur Nutzung des ÖPNV, ergänzender Busverkehr erreicht deshalb nicht die gleiche Akzeptanz.
Die angestrebte Verkehrswende wird möglich, weil mehr und bessere Angebote Nachfrage erzeugen und damit neue Fahrgastpotentiale erschließen können.
Die Linienangebote werden vielfältiger, weil die lückenlose Einbindung des LHV in das Straßenbahnnetz leistungsfähigere Verkehrskonzepte als bisher ermöglicht, die nach und nach eingeführt und laufend optimiert werden können. Der Fahrgastbeirat hat dazu bereits tragfähige Ideen entwickelt und mit dem Verkehrsträger diskutiert.
Hohe Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind durch Flexibilität im Betrieb erreichbar. Bei den häufig auftretenden Störungsfällen (über 50 im Jahr) sorgt schnell mögliches Wenden oder Umleiten dafür, dass Fahrgäste weiterkommen.
Die Umleitungsstrecke Ludwigshöhstraße ist nach der Neugestaltung (Projekt IGEL3) trotz partieller Eingleisigkeit leistungsfähig genug, um Umleitungsverkehre von Straßenbahnen abzuwickeln.
Die Wendeschleife macht aus betrieblicher Sicht allerdings weit mehr Sinn unten an der Heidelberger Straße, weil sie dort als Knotenpunkt an der meistbefahrenen Nord-Südachse des Straßenbahnnetzes liegt.
Sie vermeidet hier unnötige Fahrten durch das LHV hindurch zum Wenden an der Lichtenbergschule, entlastet damit Anwohner im LHV von Verkehrslärm und gewährleistet, dass Fahrgäste durch eine Vielzahl möglicher Fahrbeziehungen schneller und flexibler bedient werden können.
Auch wird so eine durchgängige Bedienung des LHV sichergestellt. Sogar das Regierungspräsidium hat diese Lösungsmöglichkeit im Rahmen der Erörterung zum Planfeststellungsverfahren erneut benannt.
Mit der Anlage einer eingleisigen Wendeschleife nordöstlich der Kreuzung in Verbindung mit der Verlegung der künftigen Haltestelle „Cooperstraße“ zur Wendeschleife hin kann die Anzahl der Bahnsteige von vier auf zwei reduziert werden, zudem werden die Umsteigewege für Fahrgäste deutlich verkürzt und damit komfortabler.
Begutachtet man dann die Qualität der mit kaum noch lebensfähigen, wenigen Bäumen und meist Büschen bestockten Fläche an der Heidelberger Straße ernsthaft, kommen nicht nur Forstleute zu der Überzeugung, dass eine veränderte Planung der Kreuzung Cooperstraße/Heidelberger Straße mitsamt minimierter Wende- und Haltestellenanlage zu einer waldschonenderen Lösung führen kann.
Die vorgesehene Ertüchtigung der Gleisschleife Lichtenbergschule für zweigleisigen Wendebetrieb kann entfallen, auch dort können Baumverluste vermieden werden.
Der Fahrgastbeirat tritt dafür ein, die vorgesehenen Regensammelbecken, die ja erhebliche Rodungen erfordern, nochmals zu überdenken. Die Cooperstraße kann auch in Gegenlage zur Planstraße A gerade, aber leicht diagonal über die Kreuzung hinweg angelegt werden.
Für die Retention (Versickerung bei Starkregen) nennen Fachleute auch andere Lösungen mit unmittelbarer Rigolenversickerung und Direkteinleitung in die benachbarten Waldflächen.
Der Fahrgastbeirat hofft, dass alle relevanten Aspekte im weiteren Planfeststellungsverfahren ausreichend Berücksichtigung finden werden und der Dialog am Ende zu einer guten Lösung für die Bevölkerung Darmstadts führt.
Für Fragen zu diesem Thema wenden sich Interessenten bitte an: Bernd Rohrmann, Telefon 06151-76942