Stärkung der Schiene als Teil der Verkehrswende
DADINA-Fahrgastbeirat zum neuen Verkehrskonzept der Straßenbahn in Darmstadt: Vorhaben findet AnerkennungDARMSTADT. - Die Wissenschaftsstadt Darmstadt als ausgewiesene Wachstumsregion mit hochqualifizierten Arbeitsplätzen, Hochschulen und internationalen Wissenschaftsorganisationen und Konzernen ist urbaner Teil der Metropolregionen Rhein-Main mit dem dortigen Flughafen sowie Rhein-Neckar.
Das führe zu signifikantem Bevölkerungswachstum und zur Verdichtung vorhandener Bebauung, damit auch zu erhöhter Nachfrage nach Mobilität, heißt es in einer Pressemitteilung des Fahrgastbeirats DADINA.
Die angestrebte Verkehrswende müsse deshalb dem ÖPNV eine größere Bedeutung bei der Bewältigung der zunehmenden Verkehrsströme zumessen und dessen Kapazitäten und Angebotszeiten im Sinne steigender Attraktivität ausdehnen.
Der kommunale Verkehrsdienstleister HEAG mobilo hat im Rahmen des gültigen, gemeinsamen Nahverkehrsplans der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg hierzu ein neues Verkehrskonzept für die Straßenbahn entwickelt, das Kritik aufgegriffen und stetige Verbesserungen erfahren habe.
Dieses Konzept wurde im November vergangenen Jahres in den kommunalen Gremien beschlossen und werde bis 2024 schrittweise realisiert werden. Eckpunkte dabei sind die Beschaffung neuer Straßenbahn-Fahrzeuge, die Gewinnung und Ausbildung neuen Fahrpersonals und die Abwicklung von Baumaßnahmen im Schienennetz.
Der DADINA-Fahrgastbeirat sieht einen Großteil gegebener Anregungen berücksichtigt und somit die neue Straßenbahn in Darmstadt damit sehr gut aufgestellt, um sich auch künftigen Anforderungen anpassen zu können.
Dem Planungsteam bei HEAG mobilo um den ausgewiesenen Verkehrsexperten David Van Looy gebühre für gute Analyse, Ideen und Umsetzung ausdrücklich Anerkennung. Chapeau!
Der Fahrgastbeirat wünscht sich in diesem fortlaufenden Prozess immer eine konstruktive Beteiligung bei der Weiterentwicklung, auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise dem Busliniennetz.
Die jetzt positiv hervorzuhebenden Merkmale des neuen Straßenbahn-Linienkonzepts seien:
- Leicht merkbarer, symmetrischer Fahrplan mit netzweitem, einheitlichem Taktschema von 10 Minuten, damit sind auch künftige Netz- und Linienerweiterungen gut integrierbar
- Erhebliche Ausweitung der Bedienzeiten mit annäherndem Rund-um-die-Uhr-Verkehr
- Genereller 10-Minuten-Takt zum Luisenplatz und umsteigefreier 20-Minuten-Takt zum Hauptbahnhof aus allen Richtungen von 6 bis 21 Uhr
- Nur mäßige Takt-Ausdünnung auf 20 Minuten nach 21 Uhr und 30 Minuten im Nachtverkehr ab 23 Uhr
- Erweiterter Wochenendverkehr
- Beibehaltung der Schnelllinie 6 mit dichterem Takt auch nach Alsbach und Verkehr an Samstagen, zusätzliche Schnelllinie 10 zwischen Griesheim (Platz Bar-le-Duc), Hauptbahnhof und Arheilgen
- Deutlich mehr umsteigefreie Direktverbindungen im Netz durch moderat veränderte Linienverläufe
- Vermehrung des Fahrtenangebots auf allen Linienästen durch Überlagerung von bis zu 3 Linien, damit auch noch zusätzliche Taktverdichtungen im Bereich der Kernstadt
- Tageszeitabhängig angepasste Fahrzeiten zur Erhöhung der Fahrplanstabilität und damit geringere Störanfälligkeit und höhere Zuverlässigkeit
- Zusätzliche Direktverbindungen zwischen Böllenfalltor und Hauptbahnhof durch Flügelfahrten der Linie 2 in Lastrichtung während der Hauptverkehrszeit
Diese Verstärkungsfahrten der neuen Linie 2 wünschten sich die Fahrgäste möglichst bald angeboten. Leider sehe das Konzept diese erst 2024 vor.
Dennoch erhalte der Kunde schon jetzt im Ergebnis ein deutlich attraktiveres Angebot mit hoher Taktdichte fast rund um die Uhr, mit weniger Umsteigen und schnellen und zuverlässigen Verbindungen. Das erhöhe Kundenzufriedenheit und Akzeptanz sowie daraus folgend die Nachfrage.
Die nächsten Schritte zur Netzerweiterung sind die Inbetriebnahme der Lichtwiesenbahn (neue Linie 2) an Ostern 2022 und die Anbindung des Ludwigshöhviertels (Linie 3) mit Verlängerung und einer neuen Gleisverbindung zur Strecke nach Eberstadt (Baubeginn ab 2024).
Diese Streckenerweiterung werde die Möglichkeit neuer Linienwege eröffnen, auch von Ringverkehren, die den künftigen Bewohnern der Konversionsgebiete weitere attraktive Direktverbindungen bieten könnten.
Die neue Netzstruktur biete flexiblere und schnellere Möglichkeiten, Betriebsstörungen in ihrer Auswirkung zu reduzieren. Linienspreizungen und Umfahrungsmöglichkeiten würden Störungen für Fahrgäste weniger bemerkbar machen.
Im Zusammenhang mit dem neuen Verkehrskonzept der Straßenbahn werden auch bei den städtischen Buslinien ab Ostern 2022 Anpassungen erfolgen. Diese betreffen Taktverdichtungen - die im Weiteren auch für die anschließenden Buslinien in das Kreisgebiet erörtert werden müssten - sowie erweiterte und veränderte Linienverläufe.
Die Änderungen seien mit dem Fahrgastbeirat im Vorfeld leider nicht ausreichend diskutiert worden, was der Dringlichkeit der Umsetzung geschuldet sein könne.
Der Fahrgastbeirat wünscht sich jedenfalls bei den künftigen Planungen und Anpassungen eine frühzeitigere Beteiligung, um Ideen und Optimierungen, die Fahrgäste aus der Praxis beisteuern zu können, darzulegen und diskutieren zu können. Das sei sicherlich für alle Seiten ein zukunftsfähiger Ansatz.
Dazu das Zitat eines verantwortlichen Leiters einer großen Verkehrsorganisation: „Fahrgäste geben uns im Fahrgastbeirat wichtige Hinweise, woran wir aus Kundensicht arbeiten sollten.
Das ist für mich eine wertvolle Beratung bei der Gestaltung unserer Angebote. Daher gilt mein Dank allen in diesen Gremien aktiven Fahrgästen.“
Diese Erkenntnis sollte, so meine man, auch für die ehrenamtlich engagierten und aktiven Mitglieder im DADINA-Fahrgastbeirat gelten und immer bedacht werden.
Deshalb erfolge der Appell an alle, die ÖPNV verantworten und gestalten: „Fordern Sie Ihren Fahrgastbeirat! Und nehmen Sie sich gegenseitig ernst!“