NEWS

Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels: Zukunft des kulturellen Erbes sichern

Timon Gremmels, Hessischer Minister fĂŒr Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur/Vorsitzender der Kulturministerkonferenz der LĂ€nder.

WorkshopatmosphĂ€re bei der Fachtagung „Die Zukunft des kulturellen Erbes - Welche strategisch-politischen Konzepte braucht es?“

Prof. Dr. Hermann Parzinger, PrĂ€sident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Fotos: Nicolas Wefers

Fachtagung in Kassel anlĂ€sslich des hessischen Vorsitzes der Kulturministerkonferenz: Staatsminister Timon Gremmels im Austausch mit Expertinnen und Experten. Entwicklung zukunftsfĂ€higer Strategien fĂŒr resilientes Kulturerbe

WIESBADEN / KASSEL. - Klimakrise, Kriege, knappe Kassen: Die Gegenwart bietet große Herausforderungen fĂŒr den Erhalt des kulturellen Erbes. Der Klimawandel bedroht DenkmĂ€ler und historische GĂ€rten und auch die Gesellschaft unterliegt einem erheblichen Wandel und Friktionen.

Um kulturelles Erbe zukunftsfest zu machen, sind gute Konzepte und Bereitschaft zu VerĂ€nderung gefragt. Das UNESCO- Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe, in dem viele BĂ€ume unter Trockenheit und SchĂ€dlingen leiden, bot eine anschauliche Kulisse fĂŒr die Fachtagung, die unter der Überschrift stand „Die Zukunft des kulturellen Erbes - Welche strategisch-politischen Konzepte braucht es?“.

Dazu hatte Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels im Rahmen des hessischen Vorsitzes der Kulturministerkonferenz eingeladen hatte.

Rund 100 Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland folgten der Einladung, um Probleme zu identifizieren und um zukunftsfÀhige Strategien zu entwickeln, die das Kulturerbe resilienter machen.

Eine Auswirkung des Klimawandels im Bergpark Wilhelmshöhe ist zum Beispiel die starke Ausbreitung der „Rosskastanien-Miniermotte“, eine invasive Insekten-Art, die seit den 1990er Jahren fĂŒr SchĂ€den an den BĂ€umen sorgt.

Auch Archive und Bibliotheken mĂŒssen Entwicklungen, die der Klimawandel mit sich bringt, berĂŒcksichtigen. So mĂŒssen beispielsweise BestĂ€nde vor Überschwemmungen durch Starkregen geschĂŒtzt werden. NotfĂ€lle, die sich innerhalb kĂŒrzester Zeit zu einer echten Katastrophe entwickeln können, gilt es frĂŒhzeitig zu identifizieren, um im Bedarfsfall entsprechend handeln zu können.

In den vergangenen Jahren sind deshalb in Hessen eine Reihe von NotfallverbĂŒnden entstanden. Das Hessische Landesarchiv hat bereits ein Papier vorgelegt, welches eine Handhabe bei konkreten Bedrohungslagen in bewaffneten Konflikten darstellt.

Aufgrund klimatischer VerÀnderungen muss auch die Ausstellungswelt neu gedacht werden. So werden in der Grimmwelt in Kassel Vitrinen mit besonders wertvollen Exponaten mit besserer Messtechnik ausgestattet, um bei VerÀnderungen von Raumtemperatur und Feuchte besser und schneller gegensteuern zu können.

Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels: „Wir brauchen ĂŒbergreifende Strategien, eine schwierige PrioritĂ€tensetzung und ausreichend Geld. Orte wie der Bergpark haben eine hohe Anziehungskraft und ein hohes Identifikationspotential fĂŒr viele Menschen.

Sie stÀrken den Zusammenhalt. Archive, Museen und Bibliotheken, bewahren unsere gemeinsame Erinnerung, halten sie lebendig und bezeugen unsere IdentitÀt und unsere Geschichte.

Sie sind die Voraussetzung fĂŒr eine vielfĂ€ltige, offene, demokratische Gesellschaft. Wenn wir Kulturerbe resilient machen, dann machen wir auch unsere Demokratie resilient.“

Die Tagung in Bad Wilhelmshöhe in Kassel bĂŒndelt in Kooperation mit der Kulturstiftung der LĂ€nder, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Klassik Stiftung Weimar und Hessen Kassel Heritage Expertenwissen fĂŒr die weiteren Beratungen der Kulturministerkonferenz.

Expertinnen und Experten aus kulturbewahrenden Einrichtungen, Stiftungen, Hochschulen und außeruniversitĂ€ren Forschungseinrichtungen sowie verschiedenen VerbĂ€nden und Landesministerien diskutierten wĂ€hrend der zweitĂ€gigen Tagung Eckpunkte zu strategischen Konzepten, um den gegenwĂ€rtigen Herausforderungen zu begegnen.

Die PrĂ€sidentin der Klassik Stiftung Weimar, Dr. Ulrike Lorenz, berichtet ĂŒber Erfahrungen aus der Praxis. Im Vorfeld der Sanierung des Goethe-Nationalmuseums in Weimar waren Sondermittel weggebrochen, eine neue Priorisierung war notwendig geworden.

Dr. Ulrike Lorenz sagt: „Gesellschaft, Politik und Kultur erleben einen Paradigmenwechsel. Wir mĂŒssen damit umgehen, dass es im Kultursektor um Wandel statt Wachstum geht. Priorisieren heißt heute auch Depriorisieren.

FĂŒr diese Transformation brauchen wir tragfĂ€hige Zukunftsstrategien. Kulturerbe-Institutionen sind angewiesen auf souverĂ€ne Kulturpolitik, die das UmrĂŒsten von AnsprĂŒchen und Projekten flankiert und Verantwortung fĂŒr Resultate und Risiken mittrĂ€gt.“

Zu den Vortragenden zĂ€hlt auch Prof. Dr. Markus Hilgert, GeneralsekretĂ€r der Kulturstiftung der LĂ€nder. Er geht der Frage nach, was politische Konzepte fĂŒr Kulturerbe erfolgreich macht

„Erfolgreiche Kulturerbestrategien setzen bei den Menschen an. Je grĂ¶ĂŸer die Relevanz des kulturellen Erbes, desto höher seine Resilienz, unabhĂ€ngig von konkreten politischen Rahmenbedingungen.

Dies bedeutet, dass politische Kulturerbestrategien dann besonders leistungsfĂ€hig sind, wenn sie auf gesellschaftlicher Relevanz und Akzeptanz des kulturellen Erbes basieren und diese insbesondere durch Bildung, Forschung und breit angelegte gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zu fördern suchen“, sagt er.

Der PrĂ€sident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Dr. Hermann Parzinger, stellt fest: „Kulturerbe ist keine erneuerbare Ressource und braucht daher bestmöglichen und nachhaltigen Schutz vor verbrauchender Nutzung oder Zerstörung durch Ă€ußere EinflĂŒsse.

Seine Erhaltung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit sehr hoher PrioritĂ€t, Kulturerbe ist wichtig fĂŒr IdentitĂ€t, macht Geschichte erfahrbar, Kulturerbe ist materialisierte Geschichte.

Hinzu kommt, dass Kulturerbe im weltweiten Wettbewerb auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Standortvorteil sein kann. Um dabei erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, auch die dafĂŒr erforderlichen wissenschaftlichen Grundlagen zu stĂ€rken.“

Die Ergebnisse der Tagung sollen in die weiteren Beratungen der BundeslĂ€nder einfließen. Bis Mitte 2025 werden die VortrĂ€ge und Diskussionsergebnisse in einem Tagungsband gebĂŒndelt, den die Kulturstiftung der LĂ€nder finanziert. Das komplette Programm der Tagung finden Interessierte unter folgendem Link: www.hmwk.hessen.de/fachtagung