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Naturkleinod in Ulrichstein: Der Frühling zieht ein im Vogelsberggarten

Fünf Helfer mit Richard Golle (3. von rechts), dem Geschäftsführer des Vogelsberggartens.

Ernst Happel, der Initiator und Gründer des Vogelsberggartens.

Landwirt Timo Stein bearbeitet den Boden ökologisch mit dem Striegel, einer leichten Egge.

Praktischer Unterricht: Kinder aus der Grundschule Ulrichstein setzten Kartoffeln.

Führung im Vogelsberggarten: Mehrmals im Jahr kommen Interessierte zu einem Rundgang zusammen. Fotos: (c) Brigitta Möllermann (4); Grundschule Ulrichstein (1)

Fünf junge Flüchtlinge sind gerne bereit mitzuhelfen das Gelände des Vogelsberggartens auf dem Ulrichsteiner Burgberg in Ordnung zu halten

ULRICHSTEIN. - Anfang Mai diesen Jahres hatten sich zwei afghanische und drei syrische Flüchtlinge aus dem Ulrichsteiner Wohnheim zum ersten Mal für Arbeiten im Vogelsberggarten zur Verfügung gestellt, um das Gelände auf dem Burgberg mit in Ordnung zu halten.

Richard Golle, seit Januar 2015 tätiger Geschäftsführer des Vogelsberggartens, hatte zuvor beim Amt für Soziale Sicherung zu diesem Zweck angefragt. Und fünf der seit Monaten hier lebenden ausländischen Männer waren gerne bereit, mit zu helfen.

Da es immer noch zu wenige Paten für den 6,4 Hektar großen Garten gibt, ist wie jedes Frühjahr eine Menge zu erledigen. Am ersten Tag wurden 30 Meter eines defekten Zauns abgenommen und der Bauerngarten umgegraben. Dort sollen in den Beeten bis in den Herbst Gartenfrüchte, Gemüse und Salat wachsen.

Neben dem Burgtor unterhalb der Ulrichsteiner Burgruine breitete man neuen Mutterboden aus und säte Grassamen von der Heudrusch einer Magerrasenfläche des Naturschutzgroßprojektes..

Sehr angetan von der Motivation und Aufmerksamkeit seiner Unterstützer bemerkte Golle gleich beim ersten Mal, dass man gemeinsam "schnell und harmonisch" gearbeitet hatte. Die Zusammenarbeit klappt auch weiterhin gut, bislang waren die freiwilligen Helfer vier Mal vor Ort.

Immer wieder ist auch gerne Erst Happel, der Initiator des Gartengeländes und ehemalige Geschäftsführer des Naturparks Hoher Vogelsberg, zum Helfen und Beraten mit dabei. An einem der nächsten Tage setzte er im Bauerngarten Zwiebeln und Salat in die Beete.

Die Helfer pflegten anschließend die Wege dort und befreiten den Pfad am Glatthaferbeet von Unkraut. Auch Dalienknollen kamen in die Erde. Als Ernte standen nun bereits Rhabarber und Schnittlauch zur Verfügung.

Auf einer Hälfte des Bauernackers am Westhang des Gartens wurde Leinsamen (Flachs) traditionell von Hand ausgesät. Anschließend "striegelte" Landwirt Timo Stein mit seinem Pferd den Boden. Danach konnten die ausländischen Helfer die Steine ablesen, um sie gleich neben dem Feld aufzuhäufen. Am nächsten Tag setzten die Kinder der ersten Klasse aus der Ulrichsteiner Grundschule mit großer Freude und Begeisterung auf der zweiten Ackerhälfte wieder Kartoffeln.

Ernst Happel brachte kurz danach einjährige typische, aber inzwischen selten gewordene Wildkräutersamen in den Feldränder aus: Die lilafarbene Kornrade, ein Nelkengewächs, den weißen Senf, eine Gewürzpflanze, die im Sommer gelbe Blüten bekommt, sowie blaue Kornblumen und den roten Klatschmohn. Dazu kam das gefährdete Feld- bzw. Ackerlöwenmaul, eine Futterpflanze für Schmetterling und Bienen mit kleinen gelb-rosa Blüten.

Interessenten werden als Paten weiterhin dringend gesucht, die im Vogelsberggarten mithelfen möchten. Sie werden eingewiesen und können dabei viel über die heimische Pflanzenwelt lernen. Am Ende der Saison wird die Ernte ihr Lohn sein: Neben Rosen, Bauerngartenblumen und Gemüse sind das Beeren und Kräuter sowie im Herbst verschiedene Sorten Äpfel und Birnen.

Da der Vogelsberggarten eine Einrichtung für die ganze Region ist, können ehrenamtliche Helfer natürlich auch von Außerhalb kommen, wird versichert.

Der nächste Event: Geführte Besichtigung des Vogelsberggartens

Richard Golle, lädt persönlich am Sonntag, den 10. Juli 2016, zu einem Sommerrundgang im Garten ein. Treffpunkt ist um 14:30 Uhr am Museum im Vorwerk, Hauptstraße 33 in 35327 Ulrichstein. Dort kann man sein Auto parken und später auch noch einen Kaffee trinken.

Die Führung geht zuerst ein Stück den Schlossberg hinauf zur Anlage mit der Burgruine, von wo aus man eine herrliche Aussicht hat. Der Rundgang dauert etwa 2,5 Stunden rund um den Hügel. Dabei wird berichtet wird von Fauna, Flora und dem Wachsen und Gedeihen, Plänen und Fortschritten auf dem Gelände.

Die Kosten für die Teilnahme betragen für Erwachsene 5,00 Euro, Kinder 2,50 Euro und Familien 10 Euro. Weitere Informationen - Kontakt: Richard Golle, Lautertal-Hörgenau, Telefon mobil: 0170/7245241.

Ãœber den Vogelsberggarten

In Hessens höchst gelegenem Städtchen Ulrichstein befindet sich auf dem Schlossberg in 614 m Höhe eine frei zugängliche Burgruine aus dem 12. Jahrhundert, von der noch Gräben und Wälle erhalten sind. Vom Wehrturm herunter, der als Aussichtsturm rekonstruiert wurde, hat man eine herrliche Weitsicht.

Drumherum wurde im Jahr 2000 ein mehr als sechs Hektar großer Vogelsberggarten mit Spazierwegen angelegt, in dem die charakteristische Vegetation der Region durch extensives Bewirtschaften für die Nachwelt erhalten wird. Dort präsentiert man außerdem die Entstehung und Entwicklung der Vogelsberger Kulturlandschaft mit ihrer typischen Pflanzenwelt.

Viele Dokumentationstafeln erklären die Geschichte des Ackerbaus und der im Vogelsberg typischen Waldweiden. Dazu sieht man typische Hecken und Lesesteinhaufen neben Schaf- und Kuhweiden sowie einen Bauerngarten mit alten Nutz- und Zierpflanzen.

Der gepflegte Heilkräutergarten und der bäuerlich bewirtschaftete Getreide- und Kartoffelacker sowie Wiesen mit altem Obstbaumbestand zeigen inzwischen rar gewordene botanische Besonderheiten.

Der Zutritt ist das ganze Jahr über frei. Spenden für den den Erhalt an den Förderverein werden gerne genommen. Auf dem Gelände stehen zwei Säulen dafür bereit. Mehr dazu im Internet auf www.vogelsberggarten.de