LESERBRIEF: Sonne schickt keine Rechnung, Menschen dagegen schon
Derzeit wird die Energiewende in Presseberichten wie auch in Leserbriefen positiv, unverzichtbar, ja als Segen für die Menschheit dargelegt. Warum gibt es Widerstände? Die Sonne schickt keine Rechnung. Das meint man besonders für Wind- und PV-Strom.
Dumm ist nur, dass der Mensch in dieser Sache Rechnungen schickt. Die Strompreise sind seit 2000 auf das Dreifache gestiegen. Allein von 2022 auf 2023 um satte 50 %. Die ach so teure Kernenergie ist weg. Warum wirkt sich das nicht auf die Preise aus?
Die Ursachen für die Preistreiberei sind klar auszumachen. Nach wie vor werden Betreiber von Wind-Anlagen für nicht benötigten Strom fürstlich bezahlt.
Die Vergütungen für Wind-Anlagen in windschwachen Regionen sind massiv erhöht worden. Der Ausbau der Wind- und PV-Anlagen soll verzigfacht werden.
Die von der Politik durchgeprügelten Nord-Süd-Kabel-Trassen gleichen Autobahntrassen. Wie soll damit der Strom preiswerter werden. Wie soll damit die Umwelt geschont werden? Die Realitäten sprechen dagegen.
Die Erfolgsmeldungen über Strommengen – Kilowattstunden - aus den genannten Anlagen haben einen schalen Beigeschmack. Es wird unterschlagen, dass die Stromversorgung ein Leistungsproblem ist – Kilowatt. Das Netz ist kein Speicher. Die notwendigen Speicher werden nie gebaut werden (Kosten).
Stolz wird von einem 100 MWh-Stromspeicher berichtet. Was kann dieser bewirken? Bensheim hat einen Leistungsbedarf von tagsüber etwa 35 MW. Der Speicher könnte demnach etwa 3 Stunden Bensheim versorgen.
Das ginge aber nur, wenn der Speicher eine Leistungsmöglichkeit von 35 MW hätte. Das ist auszuschließen. Wer zweifelt, soll das GGEW anfragen.
China als löbliches Beispiel zu nennen, ist zu hinterfragen. Laut Leserbrief hat dort u. a. ein Zubau von 12.100 MW Kohle- und Gas-Kraftwerken (Januar bis Mai Jahr ?) stattgefunden!
EU-Berechnungen zufolge ist China 2022 mit 29,1 % an den Welt-Emissionen von Treibhausgasen beteiligt gewesen, Deutschland mit 1,5 %.
Die Dramatisierung alternativ neu zu bauender Kernkraftwerke ist bemerkenswert. Wir hatten 18 KKW, die etwa 1/3 des deutschen Strombedarfs deckten, also kein Neubau. Es wären nur etwa 23 Anlagen notwendig, nicht 31, auf Biblis B bezogen.
Biblis hatte Jahrzehnte Hessen etwa zur Hälfte mit Strom versorgt. Der Platzbedarf im Vergleich mit Windanlagen ist gering. Platzbedarf für die Wind-Anlagen (5 bis 8 MW Leistung, Höhe des Eifel-Turmes) und die Nord-Süd-Trassen mit den notwendigen Konvertern (Höchstspannung-Gleich-Wechsel-Richter) im zig Quadratkilometer Bereich.
Die Lösung der Versorgungsprobleme nun mit Hilfe einer Wasserstoff-Wirtschaft bewerkstelligen bzw. mildern zu können, ist abenteuerlich. Ein Pressebericht vom 29. Juli: „Gegenwind für Öko-Großprojekt“ zeigt das.
In Namibia (Lüderitz, kommt den Älteren irgendwie bekannt vor) soll mit entsalztem Meerwasser (kostet ja nichts) 80 km weiter, Wasserstoff erzeugt werden. Dieser soll dann über Rohrleitungen zurück zur Küste transportiert, ggf. auch noch in Ammoniak umgeformt und nach Deutschland verschifft werden.
Motto: „Produktion läge im strategischem Interesse Deutschlands.“ Deutschland bezahlt wahrscheinlich alles. Wobei anzumerken ist, dass die Politik mit einem Wasserstoff-Import-Bedarf von 70% rechnet! Ist das dann Neo-Kolonialismus?
Wohin man schaut, nur Kopfschmerz.
Eberhard Wagner
64625 Bensheim