âFĂŒr seelisch und sozial Verletzte kĂ€mpfe ich immer weiter!â
Friedel Weyrauch von DRK-PrĂ€sidentin Gerda Hasselfeldt mit Dank-Medaille ausgezeichnetODENWALDKREIS / ERBACH / BAMBERG. - Sie war vor ĂŒber drei Jahrzehnten die Signalgeberin der Selbsthilfe im Deutschen Roten Kreuz, mittlerweile ist ihr Name landesweit zu deren Synonym im Wohlfahrtsverband geworden.
Gemeint ist Friedel Weyrauch, Bundessprecherin der Selbsthilfegruppen in der Hilfsorganisation, die kĂŒrzlich von DRK-PrĂ€sidentin Gerda Hasselfeldt mit der Dank-Medaille fĂŒr herausragendes Engagement ausgezeichnet wurde.
Die Ehrung fand im Alten Rathaus von Bamberg im Rahmen der Vorbereitungen der Feier zum 100jĂ€hrigen Bestehen des Roten Kreuzes in Deutschland statt. Dort hatte 1921 die entscheidende Sitzung zur GrĂŒndung des Dachverbandes getagt.
Weyrauch handelt und spricht aus berufenem Munde. Sie war in jungen Jahren selbst alkoholabhĂ€ngig gewesen und kennt daher die TĂŒcken der Sucht aus eigener Erfahrung.
Heute begleitet und berÀt sie im Odenwaldkreis Menschen aus 16 Selbsthilfegruppen verschiedenster Ausrichtung mit ihrem Fachwissen und einer beispielhaften HerzenswÀrme. Dabei ist AuthentizitÀt ihre StÀrke.
Aufgrund ihres Engagements konnten Suchterkrankungen langsam einen Weg aus der Schmuddel-Ecke von HĂ€me und Hetze finden, wenn auch der Makel des anstöĂig Schmutzigen oft noch auf den Betroffenen lastet und diese hĂ€ufig ins Abseits stellt.
Dies zu Ă€ndern, ist Weyrauchs tĂ€glicher Ansporn. âSelbsthilfe bedeutet, dass sich Menschen mit Themen treffen, die sie schwer belasten. Sie kommen, weil sie in diesem Rahmen ihre Verletzungen zeigen und Wege der Heilung gehen können.
Die Leute besuchen uns, weil sie im Roten Kreuz einen neutralen Ort haben. Viele wĂŒrden woanders nicht hingehenâ, erklĂ€rte Weyrauch in ihrer Dankesrede nach der Verleihung der Auszeichnung und unterstrich:
âSeelisch sowie sozial Verletzte und VernachlĂ€ssigte zu unterstĂŒtzen, das ist meine Mission und dafĂŒr kĂ€mpfe ich immer weiter!â
Hasselfeldt ging auf das unermĂŒdliche Schaffen von Friedel Weyrauch ein und hob deren beispielhafte VerlĂ€sslichkeit fĂŒr die Selbsthilfe im Deutschen Roten Kreuz hervor.
So war und ist die Ausgezeichnete auch stets verlĂ€ssliche Ansprechpartnerin fĂŒr JĂŒrgen, der immer wieder auf sie zĂ€hlen kann: âAn Friedel schĂ€tze ich ihre absolute Verbindlichkeit und die offene Art mit der sie mit mir spricht.
Wenn sie etwas sagt, dann hat dies Hand und FuĂ. Sie hat diese Ehrung vollumfĂ€nglich verdientâ, lobt der 59jĂ€hrige, der wegen Alkoholproblemen seit ĂŒber 30 Jahren ihre Gruppe besucht.
Auch Frank Sauer, Vorstand des DRK-Kreisverbandes Odenwaldkreis, zieht den imaginĂ€ren Hut vor Weyrauchs unermĂŒdlichem Einsatz fĂŒr die humanitĂ€re Sache und bezeichnet die Geehrte als eine tolle Frau, die stets im Zeichen der Menschlichkeit agiere.
âSie fragt keinen, was er hat oder ist, sondern bietet unkompliziert ihre Hilfe an. Friedel sieht den Menschen mit seinen Problemen. Der gesellschaftliche Stand ist ihr völlig egal.
Mit ihrer professionellen Zuwendung und NeutralitĂ€t lebt sie eherne GrundsĂ€tze des Roten Kreuzes. Henry Dunant, unser GrĂŒnder, wĂ€re stolz darauf gewesen, eine solche KĂ€mpferin fĂŒr die HumanitĂ€t an seiner Seite gehabt zu haben!â
Obwohl Fiedel Weyrauch schon lange im Rentenalter ist, kommt sie fast tĂ€glich in ihr BĂŒro im Selbsthilfezentrum an der BahnstraĂe in Erbach, um anfallende Verwaltungsarbeiten zu erledigen, das Sorgentelefon zu betreuen und natĂŒrlich, um sich um ihre Gruppen zu kĂŒmmern.
Diese Herzensangelegenheit lĂ€sst sie sich nicht nehmen. Und die Medaille? Friedel Weyrauch antwortet bescheiden: âDas ist eine schöne Geste. Ich sehe mich aber nur als Stellvertreterin aus den vielen Gruppen, fĂŒr die ich diese Ehrung annehme.
Noch mehr wĂŒrde ich mich allerdings darĂŒber freuen, wenn Sucht in jeglicher Form genauso wie ein Schlaganfall von der Gesellschaft als Krankheit akzeptiert werden wĂŒrde. Denn Sucht suchen sich die SĂŒchtigen schlieĂlich auch nicht aus. Und von Schuld reden wir schon gar nicht.â
Dank-Medaille
Jedes Jahr zeichnet das Rote Kreuz bis zu drei Personen mit der Dank-Medaille der PrĂ€sidentin aus. Diese mĂŒssen in auĂergewöhnlichem MaĂe und ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum ehrenamtlich und anlassbezogen tĂ€tig gewesen sein.
VorschlÀge werden unmittelbar an das DRK-PrÀsidium eingereicht. Die Nominierungen können von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitgliedern gemacht werden.
Eine Arbeitsgruppe entscheidet dann hierĂŒber. Dieser gehören die PrĂ€sidentin, die VizeprĂ€sidentin, der VizeprĂ€sident und der Vorsitzende des Ausschusses Ehrenamtlicher Dienst (AED) sowie der GeneralsekretĂ€r an.