Aus Masken-Verstößen erwachsen Vorwürfe wegen Reichsbürger-Nähe
Zwei Filialen samt >Cafe Zeitlos< der Odenwälder Landbäckerei Knierim am Donnerstagnachmittag wegen angeblicher Maskenverstöße behördlich geschlossen + + +ERBACH. - „Mitten in Erbach sind wir seit vielen Jahren Ihre Traditionsbäckerei mit regionaler Philosophie.“ Mit diesem Slogan wirbt Bäckermeister Alexander Knierim für seine „liebevolle Handwerksarbeit in Verbindung mit höchstem Anspruch an Qualität und Frische“.
Auf die leckeren Backwaren der Odenwälder Landbäckerei werden die Kunden zumindest vorläufig verzichten müssen.
Cafegäste wie Kunden in den beiden Filialen in Erbach staunten nicht schlecht, als am heutigen Donnerstag, 25. November, Gesundheitsamt des Odenwaldkreises und Ordnungsamt der Stadt zusammen mit einem Großaufgebot der Polizei in den Verkaufsräumen samt angeschlossenem Cafebetrieb auftauchten und Firmeninhaber Alexander Knierim mit einem vorläufigen Betriebsverbot konfrontierten.
Städtische wie Polizeibeamte riegelten die Eingänge ab und verwehrten Kunden den Zutritt, Gäste des angeschlossenen >Cafe Zeitlos< in der Werner-von-Siemens-Straße wurden aufgefordert die Räumlichkeiten zu verlassen.
Verärgerte Kunden, die vor verschlossenen Türen standen, erhielten keinerlei Antworten, auf ihre Fragen weshalb die Filialen samt Cafe nicht mehr betreten werden durften. Die Türen waren von der Polizei mit einem rot-weisen Flatterband als geschlossen kenntlich gemacht worden.
Die Erbacher Stadtverwaltung verwies auf die Zuständigkeit des Gesundheitsamt des Kreises. Stefan Toepfer, Pressesprecher des Odenwaldkreises, bestätigte auf FACT-Nachfrage die Schließung und nannte als Begründung „Verstöße gegen die Corona-Verfügungen“. Weitere Auskünfte könne er angesichts des laufenden Verfahrens nicht geben, sagte Toepfer.
Auskunftsfreudiger präsentierte sich hingegen der Erbacher Bürgermeister Dr. Peter Traub. Der Rathauschef erklärte auf Anfrage, der Bäckermeister halte sich schon seit geraumer Zeit nicht an die allgemein gültigen Corona-Verordnungen.
Mehrere Gespräche mit Herrn Knierim seien nicht zielführend, vernünftige Gespräche nicht möglich gewesen, vielmehr habe der Bäckermeister seinen Mitarbeitern verboten der allgemein gültigen Maskenpflicht nachzukommen, sagte Traub.
Zahllose Mails des Bäckermeisters an die Stadtverwaltung würden gar belegen, dass Alexander Knierim der Reichsbürger-Szene zuzuordnen sei. Das ginge soweit, dass Knierim das Land Hessen nicht anerkenne, sondern vielmehr „von einer Firma Hessen“ spreche.
Nach zahllosen Hinweisen und Aufforderungen an den Bäckerei-Inhaber zur Einhaltung der Corona-Verfügungen sei „jetzt das Ende der Fahnenstange erreicht“.
Alexander Knierim sieht das indes völlig anders. Seine Mitarbeiter hätten keine Masken getragen, weil sie sich gesundheitlich durch diese beeinträchtigt fühlten und hätten diesen Verzicht auch schriftlich dokumentiert.
Dieser Darstellung widerspricht der Bürgermeister mit dem Hinweis, der Bäckermeister habe seinen MitarbeiterInnen das Tragen der Masken verboten und auch Kunden aufgefordert, seine Geschäftsräume ohne Masken zu betreten.
Alexander Knierim sieht in den Vorkommnissen bestenfalls eine Ordnungswidrigkeit, die keineswegs die Maßnahmen rechtfertigten. Spontan stellte er alle vorhandenen Backwaren auf die Straße, wo sich Passanten kostenlos bedienen durften. Keineswegs wolle er die frische Ware verderben lassen, sagte der Bäckermeister.
Rasch hatten sich am Nachmittag 20 bis 25 Demonstranten vor der Filiale in der Werner-von-Siemens-Straße eingefunden, die gegen die Schließung des beliebten Cafes demonstrierten.
Am Abend zogen dann gar gut 300 Demonstranten mit Kerzen durch die Erbacher Innenstadt und demonstrierten in Begleitung eines massiven Polizeiaufgebots friedlich gegen die Maßnahmen der Stadt und des Gesundheitsamtes.
Derweil verständigte sich Alexander Knierim mit dem in Corona-Verordnungen und deren rechtlichen Anwendung bestens vertrauten Rechtsanwalt Ralf Ludwig, der aus Leipzig angereist war, auf juristische Gegenmaßnahmen zum verhängten Berufsverbot.