Paneuropa im Gespräch mit ägyptischem Islamgelehrten Samir: Unterstützung aus Europa
WIESBADEN. - „Kulturelle Hilfe, vor allem für die Verbesserung der Schulbildung sollte Europa Ägypten gewähren", hat der international renommierte Islamwissenschaftler Professor Samir Khalil Samir SJ jetzt in einem Gespräch mit dem hessischen Landesvorstand der Paneuropa-Union Hessen in Frankfurt angeregt.
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollten allerdings auch Einigkeit zeigen, in dem sie gemeinsam konsequent von allen Staaten, einschließlich der einflussreichen restriktiven islamischen Länder, Gleichberechtigung aller Bürger einforderten.
„Vor dem Gesetz müssen alle gleich sein, ob Mann oder Frau, Atheist oder Glaubender, Christ oder Muslim", sagte Samir, der schon Regierungen und selbst den Papst beraten hat.
Die europäischen Staaten sollten auf diesem Prinzip bestehen und zur Überwachung dieser Politik ein eigenes Kontrollorgan einrichten. Er denke allerdings nicht nur an Druck auf die Regierungen. Es bedürfe auch konstruktiver Hilfe bei der Verbesserung der Bildungssysteme, etwa in seinem Heimatland Ägypten.
„Bildung ist der Schlüssel für Entwicklung, gegen Fanatismus, für Gleichberechtigung der Frauen und der großen christlichen Minderheit", erklärte Samir. Der ehemalige Leiter des Päpstlichen Orientalischen Instituts in Rom kam 1938 in Kairo zur Welt und verließ das Land erstmals 1955, um in Frankreich in den Jesuitenorden einzutreten.
In den siebziger Jahren gründete Samir im Land am Nil eine Reihe von Lehrinstituten für Alphabetisierung, bevor er während des Bürgerkriegs in den Libanon zog, um dort das Institut CEDRAC an der Universität Saint Joseph zur Erforschung des christlich arabischen Literaturerbes aufzubauen.
„Vor einigen Monaten bin ich nun in den Ruhestand getreten und an den Nil zurückgekehrt. Leider musste ich feststellen, dass es nicht bergauf geht in Ägypten", berichtete Samir. Die Schulen seien nur noch sieben Monate im Jahr geöffnet.
Das Land hat nicht nur mit finanziellen Engpässen im Bildungssystem zu kämpfen, wie sie für ein Schwellenland typisch sind, wie übergroße Klassen, schlechte Ausstattung, Mangel an Förderung Bedürftiger und Druck auf die Schulkinder, möglichst früh berufstätig zu werden.
Das Lehrpersonal wird schlecht aus- und fortgebildet, Lehrpläne sind unkoordiniert und es fehlt im Wesentlichen an einer Überwachung durch eine Behörde, gerade auch zur Bekämpfung diskriminierender Lehrinhalte, die Frauen oder Andersgläubige herabsetzen.
Die Schulkinder werden weniger zu selbständigem Denken befähigt, als vielmehr zum Auswendiglernen angehalten. Gewalt als Erziehungsmittel ist eher die Regel als die Ausnahme.
Wiederholt habe es Zeiten in der ägyptischen Geschichte gegeben, in der Reformen durch den Austausch von Wissen mit Europa eingeleitet wurden. Samir könne sich vorstellen, dass die Migration von Muslimen nach Europa wieder dazu beitragen könnte.
„Es gibt eine Verfassung und Grundrechte, die für alle gelten muss, ausnahmslos. Wenn die Prinzipien nicht von allen anerkannt werden, dann versagt der Staat", warnte er zugleich.
Der Landesvorsitzende der Paneuropa-Union Hessen, Landrat a.D. Matthias Wilkes, regte eine detaillierte Bedarfsanalyse für das ägyptische Bildungssystem an und versprach, dieser dann in Deutschland bei zuständigen Stellen Gehör zu verschaffen.