Energiekrise als Arbeitsplatzrisiko: Mittelstand sendet Warnsignale
Die Energiekrise macht dem sĂŒdhessischen Mittelstand schwer zu schaffen. Sprunghaft gestiegene Energiekosten bedrohen GeschĂ€ftsmodelle in allen Branchen + + + GroĂe Sorgen bereiten den MittelstĂ€ndlern auch der FachkrĂ€ftemangel und die Entwicklung der Arbeitskosten + + + Das zeigt eine Sonderauswertung der IHK-Konjunkturumfrage, in der die Antworten nach UnternehmensgröĂen betrachtet werdenSĂDHESSEN / DARMSTADT. - Nach dem Corona-Schock konnte der sĂŒdhessische Mittelstand im letzten Jahr kurz durchatmen. âDie Atempause war nur kurzâ, sagt Robert Lippmann, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar, zu den Ergebnissen des Konjunkturschlaglichts Mittelstand 2022.
âWie ĂŒberall drĂŒcken auch im Mittelstand die Energiekosten massiv. Die Eigenkapitaldecke ist aber nach der Corona-Phase oft angegriffen; die finanziellen Reserven sind tendenziell schneller aufgebraucht als bei gröĂeren Unternehmen.â
Besonders kritisch sei die Situation der kleinen Unternehmen mit ein bis 19 Mitarbeitern, betont Lippmann. âSchon letztes Jahr waren diese Unternehmen nicht auf Rosen gebettet.
Aber mit der Energiekrise hat sich die Zahl der Unternehmen mit LiquiditĂ€tsproblemen verdoppeltâ, betont Lippmann. Aktuell berichtet fast jedes vierte Unternehmen mit ein bis 19 Mitarbeitern von LiquiditĂ€tsengpĂ€ssen.
Der Bericht zeigt: Im Vergleich zum Herbst im letzten Jahr laufen die GeschÀfte aktuell deutlich schlechter. 32 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 199 Mitarbeitern melden gute Zahlen, 53 Prozent berichten von befriedigenden GeschÀften, 15 Prozent sind unzufrieden.
Die GeschÀftslage der kleinen Unternehmen mit bis zu 19 Mitarbeitern fÀllt schlechter aus. Von guten GeschÀften berichten hier 27 Prozent der Unternehmen, 26 Prozent klagen.
âInfolge ihrer hohen EnergieintensitĂ€t ist die Industrie von der aktuellen Energiekrise erwartungsgemÀà am stĂ€rksten betroffenâ, erlĂ€utert Lippmann.
KMU sind Kern der Unternehmenslandschaft
Beim Blick in die Zukunft waren die MittelstĂ€ndler seit zehn Jahren nicht so pessimistisch wie im Herbst 2022. Auch deswegen will sich der Mittelstand mit Investitionen zurĂŒckhalten. Kleine Unternehmen mit ein bis 19 Mitarbeitern treten dabei besonders stark auf die Bremse.
Zum ersten Mal seit langem will sich der Mittelstand von Personal trennen. âTrotz strukturellem FachkrĂ€ftemangel sieht sich der Mittelstand gezwungen, Personal abzubauen, um die Kosten zu senken. Das zeigt die Wucht der Energiekrise deutlichâ, warnt der IHK-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind der Kern der sĂŒdhessischen Unternehmenslandschaft. 98 Prozent aller Unternehmen fallen in diese Kategorie, sie stellen fast 70 Prozent der sozialversicherungspflichtig BeschĂ€ftigten.
Auch aus diesem Grund will die IHK die Bedeutung und die Belange der kleinen und mittleren Unternehmen stĂ€rker sichtbar machen. IHK-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Lippmann fordert: âWas die Unternehmen aktuell brauchen, liegt auf der Hand: Entlastung bei den Energiekosten, ferner auch Klarheit ĂŒber die Rahmenbedingungen am Energiemarkt. Und beides brauchen sie schnell und unbĂŒrokratisch.â
Konjunkturschlaglicht Mittelstand 2022
Grundlage des Konjunkturschlaglichts sind die Ergebnisse der Konjunkturumfrage FrĂŒhsommer der IHK Darmstadt. In der Ausgabe 2022 wurden 232 Unternehmensantworten aller GröĂenklassen ausgewertet, darunter insgesamt 1914 mittelstĂ€ndische Unternehmen mit 1 bis19 BeschĂ€ftigten (102 Unternehmen) und 20 bis 199 BeschĂ€ftigten (89 Unternehmen).
Das vollstÀndige Konjunkturschlaglicht Mittelstand 2022 steht zum Download bereit unter www.darmstadt.ihk.de (Nummer im Suchfeld: 4249530).
Ansprechpartner: Dr. Peter KĂŒhnl, GeschĂ€ftsbereich Unternehmen und Standort, Telefon: 06151 871-1107, E-Mail: peter.kuehnl(at)darmstadt.ihk.de